Ganz klar, der Montagmorgen steht auf der Beliebtheitsskala der Deutschen ungefähr auf Höhe einer Wurzelbehandlung. Kaum schlägt man nach einem entspannten Wochenende morgens die Augen auf, steckt man auch schon bis zum Hals in Terminen und wünscht sich den Snooze Button einmal öfter gedrückt zu haben. Doch was passiert, wenn die Unzufriedenheit mit der Arbeitssituation so groß ist, dass der Wochenstart über das normale Maß hinaus zur Qual wird? Knapp die Hälfte der Deutschen gibt an nicht glücklich in ihrem aktuellen Job zu sein. Doch nur die Wenigsten haben den Mut sich auf Veränderungen einzulassen und halten am Dienst nach Vorschrift fest.
Arbeitest du noch oder kündigst du schon?
„Ursachen für Unzufriedenheit liegen im schlechten Arbeitsklima, so wie Über- oder Unterforderung“
Unzufriedenheit gepaart mit fehlender emotionaler Bindung fördern den schleichenden Prozess einer innerlichen Kündigung. Dabei gewinnen Sinnlosigkeit und Illoyalität gegenüber dem Arbeitgeber die Oberhand. Die Arbeitszeit wird regelrecht nur noch abgesessen. Verminderte Produktivität und krankheitsbedingtes Fehlen sind die Folgen. Auch das Arbeitsumfeld leidet. Die negative Grundeinstellung kann das gesamte Büro einnehmen und hat einen nachhaltigen Einfluss auf Laune und Motivation der Mitarbeiter. Häufig wird die Stimmung dann auch noch über den Feierabend hinaus mit sich getragen. Ursachen für Unzufriedenheit liegen im schlechten Arbeitsklima, so wie Über- oder Unterforderung. Ein grundlegendes Problem stellen aber auch fehlende Anerkennung und Feedback von Seiten der Führungsebene dar. Wer in einer solchen Situation nichts unternimmt, riskiert körperliche- und seelische Schäden.
High Expectations
Wer allerdings davon ausgeht, dass mit einer neuen Arbeitsstelle alles besser wird, sollte wissen, dass Unzufriedenheit nicht nur äußeren Umständen geschuldet ist. Viel mehr tragen auch die hohen Erwartungen an unseren Job dazu bei. Hier ist den meisten Menschen das Gehalt erstaunlicherweise weniger wichtig, als einer sinnvollen Arbeit nachzugehen. Dieser Nutzen sollte gesellschaftlich aber auch individuell gegeben sein. Mit unserer Arbeitssituation sind wir vor allen Dingen dann zufrieden, wenn wir unsere beruflichen Ziele verwirklichen können und immer wieder neue Herausforderungen erleben.
„DER Traumjob existiert nicht!“
Auch das soziale Klima spielt eine große Rolle. Dennoch sollte man sich bewusst machen, dass der Traumjob nicht unbedingt existiert. Arbeit ist immer auch eine Achterbahnfahrt, bei der sich Höhen und Tiefen abwechseln. Kein Arbeitstag kann zu 100% immer Spaß machen und auch die Kollegen können ab und an nerven. Deshalb ist umso wichtiger neben dem Beruf auch auf ein ausgeglichenes Privatleben zu achten. Wen finanzielle Probleme oder Beziehungsstress plagen, der kann sich nicht voll und ganz auf die Arbeit konzentrieren. Eine Kündigung sollte deshalb nie voreilig ausgesprochen werden und immer die letzte Instanz sein.
Diagnose: „Boreout“
„Aus dem Teufelskreis Langeweile findet man dann schwierig wieder heraus“
Nicht immer ist es unbedingt das Arbeitspensum, das für Frustrationen sorgt. Vielmehr sind fehlende Identifikation und Anerkennung die Auslöser für Unzufriedenheit. Das einfache „so vor sich hin arbeiten“ wird zur Norm. Studien zeigen, dass Menschen, die in ihren 20ern und 30ern im Job unzufrieden sind, später wahrscheinlicher mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen zu kämpfen haben. Auch Unterforderung kann ein Aspekt davon sein. Aus dem Teufelskreis Langeweile findet man dann schwierig wieder heraus. Genießt man zu Anfang noch das süße Nichtstun bei der Arbeit, kommt schnell Frustration auf. Neue Aufgaben möchte man sich aber aus Angst vor Streß auch nicht zumuten. So entsteht, laut Rothlin und Werden, der „Boreout – Paradox“.
Mach´s dir selbst
Wer sich nicht mit den genauen Gründen für seine Unzufriedenheit auseinandersetzt, läuft Gefahr diese in den nächsten Job mitzunehmen. Bevor man eine Entscheidung trifft, sollte man sich genug Zeit nehmen das Thema bei Vorgesetzten und Freunden anzusprechen. Arbeitgeber haben auch immer eine Fürsorgepflicht, deshalb ist niemand verpflichtet unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen zu arbeiten. Das gilt auch für die psychische Gesundheit.
„Die Leidenschaft für den Job kann wiedergewonnen werden“
Mit seinen Problemen sollte man sich an Personalabteilung oder entsprechende interne oder externe Stellen wenden und gemeinsam Lösungsansätze erarbeiten. Denn die Leidenschaft für den Job kann wiedergewonnen werden. Dafür bedarf es oftmals neuer Herausforderungen, einem Positionswechsel oder anderer Aufgabenbereiche. Keinesfalls sollte der Zustand einfach ausgehalten werden. Vielen hilft auch den Ausgleich zum eintönigen Job im Privatleben, durch z.B. Hobbys, zu suchen. Um das Problem der innerlichen Kündigung aber bei der Wurzel zu packen, erfordert es eine Führungsebene, die gesunde Werte und Normen vorlebt und auf funktionierende zwischenmenschliche Beziehungen setzt.
2 Responses
Noch nie gehört dass Personalabteilung oder Führungskräfte etwas in solchem Fall gemacht haben. Meinsens distanzieren sie sich davon oder schieben es auf Abteilungsleiter. Schade weil sie eigentlich dazu geschult sind und auch dafür zuständig aber Realität liegt weit weg von der Theorie.
Kann der Vorrednerin Marie nur 100% zustimmen