Frederic Fuchs ist Geschäftsführer der TAM Akademie & Weltenbummler. Immer im Gepäck das Mindset der New Work Economy. 2016 übernimmt er zusammen mit Lorenz Illing die älteste Trainer-Akademie Deutschlands und verleiht ihr ein modernes Gewand. Im angesagten Office in Berlin Kreuzberg kann man sich zum Faciliator, Business Trainer oder Leader ausbilden lassen. Welcher Moment ihn besonders geprägt hat, was für ihn gesunde Führung bedeutet und warum er ein guter Chef ist hat er modernworklife im Interview erzählt.

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Frederic Fuchs – Geschäftsführer der TAM Akademie und New Work Spezialist

Du hast bereits eine interessante Weltreise hinter dir. Wie landet man über Mallorca, Hawaii & Rom letztendlich in Berlin Kreuzberg?

Steve Jobs nannte es „connecting the dots“ – das beutetet die verschieden Stationen seines Lebens rückwirkend nachzuvollziehen und zu verbinden. Nach dieser Logik habe ich in meinem Lebenslauf auch gesucht. Kurz zusammengefasst: Mallorca war familiär bedingt, dort habe ich eine amerikanische Schule besucht. Zurück in Deutschland habe ich gemerkt, dass mir das Schulsystem nicht liegt. Ich war Lob und Anerkennung gewohnt, nicht den Fokus auf das eigene Versagen. Natürlich habe ich nach Möglichkeiten gesucht Deutschland wieder den Rücken zu kehren und bin auf Hawaii gelandet. Hawaii ist eine Träumerinsel aber auch sehr abgeschottet. Nach meinem Schulabschluss war es also an der Zeit weiterzuziehen. Ich habe mich dann entschieden in Rom Kommunikation und Philosophie zu studieren. Nach einem kurzen Abstecher nach St.Gallen bin ich letztendlich in Berlin gelandet. 

„Wege führen zu Wegen“

Wie kommt man bei diesen Stationen auf einen gemeinsamen Nenner? In meinem Leben bin ich immer einen bestimmten Weg gegangen bis ich an eine Grenze gestoßen bin. Daraus habe ich gelernt, dass Wege zu Wegen führen. Die Dinge regeln sich schon irgendwie – mal besser mal schlechter. Was wir daraus machen ist uns selbst überlassen. Dieser Grundsatz lässt sich auch gut auf die New Work Economy übertragen.

Nur wenige Menschen machen in jungen Jahren so außergewöhnliche Erfahrungen. Hat dich irgendein Moment besonders geprägt?

Diesen Moment gab es tatsächlich. Nach dem 1. Semester ist mir in Rom das Geld ausgegangen und ich konnte mir kein Apartment mehr leisten. Ich bin dann lange von Couch zu Couch gesurft. Einen Abend saß ich mit all meinem Hab und Gut in der Uni. Der Hausmeister Marco wollte abschließen und hat zu mir gesagt: „Fred, you need to go now.“, und ich habe gesagt „I don´t know where.“ Das war ein Wendepunkt. Ich wusste ich musste eine Entscheidung treffen, die mich abseits des Weges führt, den ich mir eigentlich ausgemalt hatte. Ich bin dann von der Uni abgegangen und habe mich entschlossen auf das unsichere Pferd zu setzen. Manchmal hat das Leben einfach andere Pläne für einen. So habe ich gelernt loszulassen und Veränderungen anzunehmen. Erfahrungen sind nie gut oder schlecht – es kommt darauf an das Beste daraus zu machen. Hinfallen ist keine Schande, nur Liegenbleiben!

Apropros, Herausforderungen…Welchen Herausforderungen musstet ihr euch bei der Ausrichtung der TAM-Akademie auf die New Work Economy stellen?

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Als wir die Möglichkeit hatten die TAM zu kaufen haben wir uns natürlich erstmal gefragt, ob sich das Unterfangen lohnt. Ist so eine Institution überhaupt der richtige Mantel, um unsere Ziele umzusetzen? Anfang 2017 haben wir die TAM Akademie nach Berlin geholt und unter der alten prestigeträchtigen Marke ein neues Team aufgebaut. Quasi ein Start-Up mit viel Historie. Wir sind mit einer Business Trainer Ausbildung gestartet und die Kurse waren relativ schnell wieder ausgebucht. Natürlich ist es nach wie vor eine Herausforderung das New Work Mindest in die Köpfe der Unternehmen zu bringen. Dabei berufen wir uns gerne auf alte und neue Ansätze. Zum Beispiel das Modell der lernenden Organisation. Das ist schon über 20 Jahre alt und in einigen Industrien bereits Standard. Viele Firmen greifen das Thema dennoch jetzt erst auf. 

Wie schätzt du Deutschlands New Work Level im Vergleich zu anderen Ländern ein?

Der Begriff New Work ist nicht klar definiert. Das macht es schwierig einen internationalen Vergleich aufzustellen. Viele Unternehmen setzen das Konzept bereits seit Jahren um ohne dem Kind einen Namen zu geben. Mir war schon immer klar, dass die Basis eines erfolgreiches Unternehmens die Wertschätzung und das Vertrauen, das man gegenüber seinen Mitarbeitern aufbringt, ist. In vielen Betrieben hat nach wie vor ein Vorgesetzter die Kontrolle über alles. Das hat mich immer überrascht. Aus diesen Gründen haben wir auch die Ausbildungen entwickelt.

In der Theorie klingt New Work wie der heilige Gral des 21. Jahrhunderts. Wie aber führt man konservative Unternehmen an den Begriff heran? 

New Work Maßnahmen passen nicht zu jedem Unternehmen. Es kommt vor allen Dingen darauf an wie viel Freiheit der Arbeitgeber gewährt bzw. wie viel gewünscht ist. Das Wegkommen von Hierarchien und Fremdbestimmung muss immer begleitet werden. Dabei sind Führungskräfte die wichtigsten Weggefährten.

Was bedeutet für dich also „Healthy Leadership“?

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„Gesunde“ Führung definiert sich letztendlich über zwei Dinge: Die Zufriedenheit und die Leistung deiner Mitarbeiter. Die Kunst ist beides in Einklang zu bringen. Wer zufrieden ist, leistet mehr. Wer honoriert wird, ist zufrieden. Provokant gesagt: Eine gute Führungskraft schafft es, dass ihre Mitarbeiter in einem gesunden Mindest bleiben.

„Was ist meinen Mitarbeitern wichtig? Wo wollen sie hin?“

Das wichtigste dabei ist es die Motivation und Antreiber zu identifizieren. Was ist meinen Mitarbeitern wichtig? Wo wollen sie hin? Unterm Strich zählt immer der Gedanke was ich für meine Mitarbeiter tun kann. Danach kann man sich dann speziellen Modellen verschreiben.

Wie würdest du denn deinen eigenen Führungsstil beschreiben?

In der TAM-Akademie haben wir keine klassischen Hierarchien, sondern arbeiten mit Rollen. Das heißt jeder ist für einen bestimmten Bereich verantwortlich und trifft innerhalb seiner Rolle die Entscheidungen. Als Geschäftsführer kann ich immer nur Impulse geben. Wir sprechen auch sehr offen über Gehälter und binden die Mitarbeiter in viele Prozesse mit ein.

„So viel Freiheit wie möglich und so viel Stütze wie nötig“

Grundsätzlich hat aber jeder das Potential besser zu werden. Auch ich habe Schwächen und unausgeprägte Kompetenzen, an denen ich arbeiten muss. In unseren Programmen arbeiten wir genauso mit den verschiedenen Rollen einer Führungskraft. Ich sehe mich eher in der Rolle des Coachs oder Facilitator. Am disziplinarischen Vorgesetzten – der klassischen Führungsrolle – muss ich dagegen noch arbeiten. Das wichtigste ist allerdings abschätzen zu können welche Rolle meine Mitarbeiter in welchem Moment brauchen. Dabei gilt immer so viel Freiheit wie möglich und so viel Stütze wie nötig.

Wie können Arbeitgeber die Zukunft der Arbeit aktiv mitgestalten?

Unternehmen müssen Wandel lernen. Es muss einen alternativen Karrierepfad zur Personalverantwortung geben. Eine Art Fachkarriere. Dafür braucht es eine Kultur, die anpassungsfähig ist und durch die Führungskräfte getragen wird. Wir brauchen die richtigen Leute an den richtigen Positionen – das heißt Führen wird zur Kompetenz. Dafür muss man die Menschen, die Verantwortung tragen, entsprechend ausbilden und sie an ihre Vorbildfunktion erinnern.

Woran könnten Unternehmen scheitern?

Wer keine klar definierten Ziele hat, wird es nicht schaffen Veränderungen umzusetzen. Oftmals steht dabei nicht das Budget im Weg, sondern eine eingefahrene Führungsetage. Diese blockiert alle wichtigen Entscheidungen und verhindert die unteren Ebenen beim Wandel mitzunehmen. Wer seine Vorbildfunktion verfehlt, verantwortet, dass gute Mitarbeiter das Unternehmen früher oder später verlassen. 

„Es fängt mit der Haltung an!“

Dear Future, we are ready. Now. Das ist einer euer Slogans. Wofür bist du bereit?

Es fängt mit der Haltung an! Wir können nicht vorhersehen, wie die Economy in 20 Jahren aussieht aber wir können die entsprechende Haltung dazu entwickeln und Veränderungen annehmen. In der Zukunft ist das Konzept New Work vielleicht vergessen und etwas anderes angesagt. Es geht also darum die richtigen Schlüsse zu ziehen, sich auf Veränderungen einzustellen und die smartesten Lösungen für sich zu finden.


Gesundheit bedeutet für mich…

„Gesundheit ist für mich Freiheit. Ich denke viele Krankheiten entstehen dadurch, dass man nicht die Freiheit hat sich Auszeiten zu nehmen. Gesundheit bedeutet für mich also die freie Entscheidung und Möglichkeit sich das zu gönnen, was man braucht.“

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