Erdbeerwoche, Rote Armee, Los Wochos – für die Periode der Frau gibt es mehr als genug Kosenamen. Umso erstaunlicher, dass sie größtenteils immer noch als Tabuthema gilt. Auch die leistungsorientierte Arbeitswelt lässt keinen Platz für Weiblichkeit. Viele Frauen empfinden ihre monatlichen Blutungen als lästig. Sie scheint zwischen ihnen und ihrem Erfolg zu stehen. Dabei sollten wir der Menstruation im wahrsten Sinne den roten Teppich ausrollen. Denn nur wer seinen Zyklus kennt und versteht, kann ihn sich optimal zu Nutzen machen. 

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Die Macht der Hormone

„Der weibliche Zyklus lässt sich nicht nur in Periode und Nicht-Periode unterteilen. Er ist viel komplexer. Die hormonellen Veränderungen, die der Körper in dieser Zeit durchläuft, haben einen erheblichen Einfluss auf unser Wohlbefinden.“, so Gesundheitscoach Julia Schultz. Tatsächlich sind die Wechselwirkungen der Hormone sehr fein aufeinander abgestimmt, immer das Ziel einer möglichen Befruchtung vor Augen – auch, wenn das heutzutage natürlich nicht immer gewünscht ist.

„Der weibliche Zyklus lässt sich nicht nur in Periode und Nicht-Periode unterteilen. Er ist viel komplexer.“

Ein neuer Zyklus beginnt mit dem Einsetzen der Periode. Die Menstruationsphase dauert ca. 3-6 Tage an. Entgegen der allgemeinen Meinung, besteht nur etwa die Hälfte der ausgeschiedenen Flüssigkeit aus Blut. Der Rest setzt sich aus abgestoßener Gebärmutterschleimhaut, Vaginalsekret und der unbefruchteten Eizelle zusammen. Nach der Menstruation beginnen die Hormonkonzentrationen in der Follikelphase langsam wieder anzusteigen. Das FSH ( Follikelstimulierendes Hormon ) unterstützt die Follikel bei der Reifung im Eierstock. Parallel dazu baut sich die Gebärmutterschleimhaut erneut auf. Diese Phase dauert ca. 7-10 Tage.

Die Eisprungphase wird danach durch den Anstieg des FSH und darauf folgend des LH ( Luteinisierendes Hormon ) eingeläutet. Das am weitesten entwickelte Follikel wird stimuliert ein Ei freizugeben. Parallel steigt das Östrogen an, um die Gebärmutterschleimhaut zu verdicken. Diese versorgt das möglicherweise befruchtete Ei mit den notwendigen Nährstoffen, wie Proteinen, Electrolyten, Kalzium und Natrium. Die Phase dauert zwischen 3-5 Tagen an. Nach dem Eisprung wird der Follikel in der Lutealen Phase in eine Drüse, den sogenannten Gelbkörper umgewandelt. Dieser produziert Progesteron. In den weiteren 10-14 Tagen der Lutealen Phase erreichen Östrogen, Progesteron und andere Hormone ihre Höchstwerte. Das Östrogen verdickt die Gebärmutterschleimhaut. Progesteron hält sie am Platz und wartet auf ein befruchtetes Ei. In dieser Phase findet auch das „gefürchtete“ PMS statt –  das liegt an dem unausgeglichenen Verhältnis von Östrogen zu Progesteron. Kurz vor der Periode sinken alle Hormonwerte auf ein Minimum. Ist es zu keiner Befruchtung gekommen, beginnt der Zyklus erneut mit der nächsten Periode.

Tante Rosa kommt…

Wenn die Menstruation kommt, wird es meistens unangenehm. Oftmals kündigt sie sich bereits Tage vorher durch Unwohlsein oder Stimmungsschwankungen an. Begleitet wird sie dann häufig von Kopf- und Unterleibsschmerzen, Übelkeit oder Erschöpfung. Die Symptome sind allerdings von Frau zu Frau unterschiedlich stark ausgeprägt. Viele leiden durch Erkrankungen, wie Endomitriose oder PMDD ( Prämenstruelle Dysphorie – eine extreme Form von PMS ) zusätzlich unter ihrer Regelblutung.  „Es ist wichtig in dieser Zeit auf seinen Körper zu hören. Er sehnt sich in dieser Phase nach Ruhe. Da macht es Sinn auch mal einen Tag zu Hause zu bleiben.“, rät Julia Schultz.

„Frauen, die unter starken Regelschmerzen leiden, können dort bis zu drei Tage im Monat bezahlten Urlaub einreichen.“

Genau das finden auch einige Länder, wie zum Beispiel Japan. Dort wird der „Periodenurlaub“ bereits seit 1947 gesetzlich geregelt. Frauen, die unter starken Regelschmerzen leiden, können dort bis zu drei Tage im Monat Urlaub einreichen. Italien möchte nun als erster EU-Staat über einen ähnlichen Gesetzentwurf abstimmen. Fraglich ist, ob dieses Angebot auch entsprechend angenommen wird. Kritiker haben Bedenken, dass Frauen dadurch zusätzlich benachteiligt werden.

Tabuthema: Tage

Das Thema Menstruation ist ist gerade in der Arbeitswelt größtenteils noch schambehaftet. Frauen fürchten sich vor Diskriminierung. Die Studie „Talking about Periods – An international Investigation“ zeigt: 77% der teilgenommenen Frauen fühlen sich unwohl dabei  mit männlichen Klassenkameraden oder Kollegen über ihre Periode zu sprechen. Das ist verständlich. Viele haben Angst als „zickig“ abgestempelt zu werden. Julia Schultz findet allerdings: „Man sollte dem Gegenüber die Möglichkeit einräumen entspannt mit dem Thema umgehen zu können. Die offene Kommunikation ist hier das A und O“. Tatsächlich findet das Thema in den Medien immer mehr Präsenz. So hat die Firma einhorn erst kürzlich in Zusammenarbeit mit dem Magazin NEON eine Petition für die Abschaffung der Luxussteuer auf Periodenprodukte eingereicht. Innerhalb kürzester Zeit haben über 50.000 Menschen unterschrieben. Ein Umdenken in der Arbeitswelt muss aber nach wie vor stattfinden.

„77% der Frauen fühlen sich unwohl dabei  mit männlichen Klassenkameraden oder Kollegen über ihre Periode zu sprechen.“

Der Zyklus gibt den Rhythmus vor

Der natürliche Verlauf unseres Zyklus verdient mehr Wertschätzung. Wer seinen Ablauf kennt, kann die unterschiedlichen Phasen zu seinem Vorteil nutzen – auch arbeitstechnisch. Das Wissen um eine bestimmte Regelmäßigkeit, z.B. von Stimmungsschwankungen, führt dazu, dass man bewusster mit bestimmten Situation umgehen kann und vermehrt auf den Körper hört. Generell gilt, dass die Phase nach der Periode bis zum Eisprung energiereicher ist. Danach verlangt der Körper automatisch nach Entspannung und man ist weniger leistungsfähig.

Follikelphase

In der Follikelphase spürt man den Effekt der ansteigenden Hormone auf Körper und Geist. In dieser Zeit ist man besonders offen für Neues und sollte sich über seine Absichten klar werden.

Ovulation

Während der Ovulation sind das Sprach- und Sozialzentrum stark aktiviert. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für wichtige Unterhaltungen, Präsentationen oder Gehaltsverhandlungen.

Lutealphase

In der Lutealphase ist das Gehirn auf Detailarbeit eingestellt. Die erste Hälfte dient mehr dem Abschluss von Projekten. Hier lassen sich To-Do Listen abarbeiten oder organisatorische Dinge bearbeiten. In der zweiten Hälfte könnte man durch PMS ( Prämenstruelles Syndrom ) in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt sein. Jetzt ist es wichtig sich für sich selbst Zeit zu nehmen und auch einmal „Nein“ zu sagen.

Menstruation

Während der Menstruation ist die Kommunikation zwischen linker und rechter Gehirnhälfte überaus ausgeprägt. In dieser Zeit kann man gut analysieren wie man über bestimmte Situationen denkt. Man sollte sie als Korrektiv für Rückblicke oder Strategien nutzen.

„Wir können alles erreichen, wenn wir an unsere weibliche Kraft glauben.“

Zurück zur Weiblichkeit

Weibliche Attribute, wie Einfühlsamkeit, Emotionalität oder Weichheit werden in der heutigen Arbeitswelt oftmals als negativ wahrgenommen. Wer erfolgreich sein möchte, muss abgehärtet sein. „Wir versuchen immer viel im „Männlichen“ zu sein, dass artet irgendwann aus und wir finden keine Balance mehr in unserem Leben.“, so Julia Schultz. Statt ständig das Maximum von uns selbst zu fordern, sollten wir lieber einen Weg finden liebevoller mit uns umzugehen. Das heißt auch seinen Körper dafür belohnen, dass er jeden Monat so harte Arbeit leistet, z.B. durch eine Tasse Tee oder ein Bad. Julia Schutz weiß: „Wir können alles erreichen, wenn wir an unsere weibliche Kraft glauben. Wenn wir sie für uns nutzen, kann daraus viel Kreatives entstehen. Wir müssen es schaffen diese Seite zurück in unser Leben zu lassen, nur dann werden wir ein Gefühl für den eigenen Körper und dessen Stärken entwickeln. Nur welche Frau ihre Weiblichkeit umarmt, kann wirklich erfolgreich sein.“


Julia, was kann ich tun, um meinen natürlichen Zyklus zu unterstützen?

Gesundheitscoach Julia Schultz – Mit Spezialisierung auf Hormone und PCOS

„Es wichtig die individuellen Stressoren des Körpers zu identifizieren. Diese sind nicht immer unbedingt dem Arbeitspensum geschuldet, sondern können zum Beispiel auch in der Ernährung zu finden sein. Der Körper braucht für alle endokrinologischen Prozesse ausreichend Nährstoffe. Das bietet eine vollwertige Kost mit viel Gemüse. Auf Weizenprodukte und Industriezucker sollte man weitestgehend verzichten. Um auch das Nervensystem einmal herunterzufahren ist Entspannung wichtig. Das geht am besten durch einfaches Nichtstun –  auch, wenn es schwer fällt. Im Übrigen kann auch emotionaler Streß belasten. Manchmal trägt man Altlasten mit sich herum, die durch bestimmte Trigger immer wieder hochkommen. Darauf muss man eingehen. Wichtig ist, dass wir liebevoll mit unserem Körper umgehen und mögliche Probleme nicht als Normalzustand anerkennen, sondern uns entsprechende Hilfe holen.“

Mehr Informationen unter: sweatandlavender.de

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2 Responses

  1. Danke für den interessanten Artikel. Ich habe festgestellt, dass viele Frauen Schwierigkeiten haben, ihren Zyklus zu bestimmen. Zykluscomputer können da sehr hilfreich sein.

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