Dass nur gesunde und leistungsfähige Mitarbeitende langfristig gute Leistung erbringen können und Führungskräfte hierbei eine tragende Rolle spielen, ist für die meisten berufstätigen Personen selbstredend. Dennoch gelingt es der einen Führungskraft besser als der anderen die Mitarbeitenden zu motivieren und „mitzunehmen“ – und das unabhängig von der äußeren Umgebung. Kommen unerwartete Situationen und Ausnahmezustände, wie durch die Corona-Krise hinzu werden Mitarbeitende in Führungspositionen vor besondere Herausforderungen gestellt.

Hierzu habe ich Thomas Heiming, Direktor Gebiet Nord-West und Mitglied der Geschäftsleitung des Gesamtunternehmens B•A•D GmbH, interviewt und ihn gefragt, wie er aus seiner Sicht den Anfang der Corona-Krise erlebt hat, worauf sein Fokus lag und vor welche Herausforderungen Führungskräfte gestellt werden.

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Wie hast du den Anfang der Krise aus deiner Sicht erlebt?

Am Anfang habe ich die Situation als maximal surreal empfunden. Von heute auf morgen waren die „Wissenswelt“ und die „Wahrnehmungswelt“ für mich nicht mehr deckungsgleich. Das hat viele Menschen in meinem Umfeld und auch mich persönlich zunächst verunsichert.

Was stand dabei für dich besonders im Fokus?

Besonders im Fokus stand, das richtige Maß zu finden zwischen dem Ernstnehmen der erforderlichen Schutzmaßnahmen auf der einen und dem Vermeiden von Hysterie auf der anderen Seite. Das richtige Maß zu finden ist ja auch in ganz vielen anderen Lebensbereichen eine ganz wesentliche Aufgabe und wie Paracelsus schon wusste, macht die Dosis das Gift.

Wie hast du sichergestellt, dass die Mitarbeitenden „mitgenommen“ werden und auch in schwierigeren Zeiten gesund und leistungsfähig bleiben?

Ich glaube in dieser Phase war die Kommunikationsqualität ein kritischer Erfolgsfaktor, der bei uns im Unternehmen von heute aus rückblickend richtig gut funktioniert hat. Dabei war es unheimlich wichtig, hohe Klarheit und Transparenz für die Mitarbeitenden zu schaffen und gleichzeitig den richtigen Ton zu treffen.

Welche Bedeutung kommt den Führungskräften in dieser Zeit zu?

Wenn, wie von mir beschrieben, Kommunikation der kritische Erfolgsfaktor ist, kommt den Führungskräften natürlich eine ganz zentrale Bedeutung zu. Insbesondere muss in einer solchen kritischen Situation für die Mitarbeitenden unmittelbar erlebbar sein, dass die Kommunikation von der Unternehmensspitze über alle Hierarchieebenen hinweg bis zu allen Mitarbeitenden kongruent ist. Dies braucht einen intensiven Abstimmungsprozess zwischen allen Führungskräften.

Vor welche Herausforderungen werden Führungskräfte in Krisenzeiten gestellt?

Nach meiner festen Überzeugung ist die Glaubwürdigkeit und Authentizität wesentlich für das Gelingen von Kommunikation. Dabei ist auch wichtig, zuzugeben, nicht für alles sofort die Lösung für ein Ergebnis zu wissen und sofern dürfen Führungskräfte nicht in die Falle tappen, Ergebnissicherheit zu versprechen, sondern sollten sich darauf konzentrieren, prozessuale Sicherheit zu vermitteln.

Und inwiefern war es hierbei hilfreich, dass B•A•D frühzeitig in die Themen Unternehmenskultur und Führungskräfteentwicklung investiert hat und sich bereits im Kulturwandelprozess befindet?

Die Führungskräfteentwicklung hat unmittelbar auf das Gelingen des Kommunikationsprozesses eingezahlt. Die Pandemie hat hier wie ein Brennglas gewirkt und uns gezeigt, was bereits prozessual sehr gut funktioniert, jedoch auch deutlich gemacht, was jetzt noch mehr Aufmerksamkeit braucht.

Welche sind die drei für dich wichtigsten Führungsgrundsätze?

Führung braucht Raum und Rahmen

Der VUCA-Kontext hat schon in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass Delegation und Übertragen von Verantwortung bei uns gut funktioniert haben. Die Komplexität und die kurze Halbwertzeit von Informationsständen während der Pandemie erfordern, dass Führungskräfte und Mitarbeitende in Abhängigkeit von Aufgabe und Kompetenz einen unterschiedlichen großen, jedoch immer klaren Rahmen erhalten, in dem eigener Gestaltungsspielraum erwächst und Selbstwirksamkeit erlebbar wird.

Führungsprinzipien treu bleiben, vor allem in der Krise

Für die Glaubwürdigkeit (mit das wichtigste Gut für Wirksamkeit) von Führungskräften während der Pandemie und vor allem danach, ist es, dass Mitarbeitende ihre Führungskräfte als stabil in Ihrer Führungsrolle wahrnehmen. Hier zeigt sich sehr deutlich, die eigene Überzeugung der Führungskräfte in Hinblick auf die Führungskultur des Unternehmens. Hier der eigenen Linie nicht treu zu bleiben, würde Kollateralschäden in der Zukunft verursachen.

Vertrauen schafft Vertrauen

Viele junge Führungskräfte glauben, Sicherheit über Kontrolle schaffen zu können. Und in Krisenzeiten wächst Unsicherheit und vermeintlich braucht es dann mehr Kontrolle. Meine langjährige Führungserfahrung hat mich gelehrt, dass bei allen (auch persönlichen) Enttäuschungen, die mit dem Schenken von Vertrauensvorschuss gelegentlich verbunden ist, unterm Strich Vertrauen für die Wirksamkeit von Führung signifikant erfolgreicher zum Gelingen beiträgt, als Kontrolle, die gelegentlich auch als Misstrauen von Mitarbeitenden erlebt wird.

Vielen Dank an Thomas Heiming für das Interview!


Über den Autor

Jurek Mähler

Xing Insider for New Work &Health                                                                   Bereichsleiter Gesundheitsmanagement, B·A·D GmbH

Er schlägt die Brücke zwischen BGM-Maßnahmen und New Work und zeigt, wie jedes Unternehmen aktiv an der Gesunderhaltung seiner Mitarbeiter mitwirken kann.

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